„Spezialitäten aus Talandre“
Von Jamie Ramsey

Talandre ist hauptsächlich eine karge Berggegend, in der nie Reichtum oder Überfluss herrschten. Grausame Adelige lebten rund um die wenigen sonnenbeschienenen Flecken, während sich das gemeine Volk vor ihrer Tyrannei so tief wie möglich in den Bergen versteckte. Allerdings gab es in diesem rauen Leben auch einen Silberstreif am Horizont. Die verzweifelt ums Überleben kämpfenden Bewohner fanden Nahrungsquellen an ungewöhnlichen Orten, was zu einer ganz einzigartigen Küche führte. Die Rezepte wurden von Generation zu Generation weitergegeben und machten das so abgelegene Talandre zum Reiseziel für Gourmets und Gourmands aus aller Welt. Dieses Buch stellt einige dieser lokalen Rezepte vor, die nirgends sonst auf der Welt gefunden werden können.


Aprikosen und Aprikosenbäume wurden von der Gemeinschaft der Köche lange stiefkindlich behandelt. Aprikosen waren klein und bitter und dementsprechend ungenießbar. Aber nach einer sorgfältigen Auslese der gesündesten Samen und zahlreichen Kreuzungen mit Früchten aus anderen Regionen, wie Pflaumen und Pfirsichen, wurden aus den Aprikosen die großen und süßen Früchte, die man heute kennt. Da Zucker in Talandre nur schwer zu bekommen ist, sind Aprikosen hier ein guter Ersatz, um Gerichte zu süßen.

Die Herstellung von Aprikosenfüllung ist ganz einfach: Man schneide eine Aprikose in dünne Scheiben und koche diese ein. Ein Löffel und man glaubt sich im Himmel.

Benötigt:
Hauptzutaten – Über 900 Ryll Aprikosen
Grundzutaten – 3 Tassen Mehl, 1 Tasse Butter

Zubereitung:
1. Die kalte Butter in dünne Scheiben schneiden und mit dem Mehl vermischen, bis Streusel entstehen.
2. Einen Teig für die Kruste machen, indem man kaltes Wasser hinzufügt.
3. Die Aprikosenkerne entfernen und 2/3 der Aprikosen zerkleinern, zu Kugeln formen und kochen, bis eine zähe Aprikosenpaste entsteht. Immer wieder kräftig umrühren, da kein Wasser hinzugefügt wird. Ein Spritzer Zitronen- oder Apfelsaft sorgt für etwas fruchtige Säure.
4. Die restlichen Aprikosen in dünne Scheiben schneiden und in einem Topf schmoren.
5. Den Teig für die Kruste in eine Kuchenform geben und mit einer Gabel Löcher hineinstechen, damit er nicht aufquillt. In den Ofen schieben und einige Minuten backen, aber nicht bräunen. Herausnehmen und abkühlen lassen.
6. Die Aprikosenpaste in den Teig für die Kruste geben, die geschmorten Aprikosen hinzufügen und alles zurück in den Ofen schieben.

Nichts geht über die Reichhaltigkeit eines Bissens warmen, buttrigen Aprikosenkuchens. Deine Geschmacksknospen werden mit lauter harmonischen Aromen verwöhnt. Aprikosenkuchen kann auf vielerlei Weise genossen werden. Er schmeckt warm wie kalt und kann mit Schlagsahne verfeinert werden. Weil er obendrein so nahrhaft ist, geht er auch als leichte Mahlzeit durch.



Fischpastete ist ein sehr beliebtes traditionelles Gericht in Talandre. Die Flüsse, die von den steilen Berggipfeln herabfließen, der Aylmar und der Bamir, sind berühmt für Karpfen und Barsche. Diese Süßwasserfische verderben schneller als ihre Verwandten im Meer, deshalb lernten die Bewohner von Talandre, den Fisch im trockenen, kalten Wind zu trocknen und haltbar zu machen. Wenn er ganz trocken ist, wird der Fisch mit Obstschalen gekocht, um den unangenehmen Fischgeruch zu entfernen. Wenn man eine Sahnesoße oder Käse aus Bergziegen- oder Lamamilch hinzugibt, ist der reichhaltige, cremige Geschmack unübertroffen. Kartoffeln, Zwiebeln und Sellerie runden den Geschmack ab.

Benötigt:
Hauptzutaten – 600 Ryll getrockneter Weißfisch
Grundzutaten – 3 Tassen Mehl, 1 Tasse Butter, 1 Tasse Sahne oder Käse

Zubereitung:
1. Die kalte Butter mit dem Mehl vermischen und kaltes Wasser hinzufügen, um den Pastetenteig herzustellen.
2. Den Teig in der Pastetenform auslegen und mit einer Gabel Löcher hineinstechen, damit er nicht aufquillt. Alles in den Ofen geben und backen.
3. Den getrockneten Weißfisch in mittelgroße Stücke schneiden und sie mit Obstschalen und Baumwurzeln aufkochen, um den fischigen Geruch zu entfernen.
4. Butter und Mehl ins Wasser geben und eine Mehlschwitze herstellen, dann Milch hinzugeben, bis eine cremige Soße entsteht.
5. Den gekochten Weißfisch und die Sahne in die inzwischen abgekühlte Pastete geben. Danach im Ofen backen.
6. Wahlweise kann man auch andere Füllungen hinzugeben, etwa Stampfkartoffeln, Zwiebeln oder Sellerie.

Übrigens: In früheren Zeiten, als Lebensmittel knapp waren, gaben die Menschen Kopf und Schwanz des Fisches hinzu, um zu zeigen, dass tatsächlich Fisch in der Pastete enthalten war. Deshalb nannte man sie früher „Ganzfischpastete“.

Es gibt humorige Geschichten über Bewohner von Talandre, die Fremden eine Pastete mit Fischköpfen und -schwänzen servierten. Sobald sie dem Fisch in die Augen sahen, wich die Farbe aus ihren Gesichtern und sie standen vom Tisch auf und nahmen Reißaus. Trotz ihres grotesken Aussehens ist die Pastete reichhaltig und cremig und gibt eine gute, solide Mahlzeit ab. Wer Talandre bereist, sollte sie auf jeden Fall probieren – und dabei vielleicht eine Augenbinde tragen.

Lamasteak

Lamas sind nicht gerade umgänglich, aber was ihnen an Sanftmut fehlt, machen sie mit starker Beinmuskulatur wett. Das macht sie zu unverzichtbaren Lasttieren in den Bergen. Die Bewohner Talandres richten Lamas aber nicht nur ab, um Lasten zu tragen, sondern nutzen alle Teile der Tiere, wie z. B. ihre Milch, ihr Fleisch, ihr Leder und sogar ihre Hufe. Lamafleisch schmeckt wie Rindfleisch, aber es ist viel zarter und heller. Außerdem ist es fettarm und damit gesünder. Es heißt, dass die Dorfbewohner von Herba aufgrund des Lamafleischs eine so hohe Lebenserwartung hätten.

Benötigt:
Hauptzutaten – 600 Ryll Lamafleisch
Grundzutaten – etwas Butter, Salz nach Geschmack, ein Bund Kräuter oder Gewürze.

Zubereitung:
1. Das Fleisch von Restblut sowie anderen Flüssigkeiten säubern und zähe Sehnen entfernen.
2. Butter und Salz auf beiden Seiten des Fleisches verteilen.
3. Das Fleisch und die Kräuter in einen der in Herba üblichen eisernen Kessel geben und 30 Minuten lang braten.
4. Kessel vom Feuer nehmen und das Fleisch 10 Minuten ziehen lassen. Fleisch anschließend herausnehmen und es entgegen der Faser in Stücke der gewünschten Größe schneiden.

TIPP: Dadurch, dass sich Herba auf einem Berg befindet, ist es einfach, an Kräuter zu gelangen. Gewürze können vor oder nach dem Anbraten nach Belieben hinzugefügt werden.

Lamasteak war früher in Talandre sehr beliebt, doch inzwischen ist es eine seltene Delikatesse. Lamasteak ist sehr zart und der Herba-Eisenkessel spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Dieses landestypische Küchenutensil ist zwar ziemlich selten, aber die besten Eisenkessel stammen aus Snarlons Werkstatt. Der Kessel hat die Größe einer Pfanne und schließt die Hitze durch seine Form effizient ein. Er ist außerdem tragbar, sodass der Effekt überall erzielt werden kann. Wer gerne kocht, sollte unbedingt einen Herba-Eisenkessel in der Werkstatt des Snarlon kaufen.