ID: 4171782156
Bestiarium der Monster Laslans – Band 3
icon Kodex-Aufgabe
Type: Sammlung
Kategorie: Nahe den Ruinen des Sternlicht-Observatoriums

Bestiarium der Monster Laslans – Band 3 1

Monster des Karmesinwalds (1)

„Ich habe noch niemals irgendwo auf der Welt etwas Grauenvolleres gesehen. Ich werde es nie vergessen.“

Der Jäger, der vor mir stand, schüttelte den Kopf. Er gehörte früher dem Widerstand an, aber jetzt ist er im Ruhestand und arbeitet als Jäger. Er aß etwas von dem Terrorvogelbein, das ich ihm gegeben hatte, und öffnete seinen Rucksack.

„Ist es wirklich schon zehn Jahre her ...? Es war damals, als der abscheuliche Reville Lupius unsere Stadt einnahm.“

Die Geschichte davon, wie sich die Menschen aus Laslan gegen Reville Lupius erhoben – den Mann, der versuchte Solisium zu erobern –, ist der Stolz dieser Region. Ich dachte, wenn er vorhat, mir dieselbe alte Geschichte noch einmal zu erzählen, sollte ich auf ein Glas Bier bleiben, aber der Jäger hob die Augenbrauen und warf mir einen vielsagenden Blick zu.

Es gibt im nordöstlichen Teil von Laslan einen Ort, der Karmesinwald genannt wird. Er war früher die Heimat der Orks vom Kalturan-Clan. Im Gegensatz zum Fonos-Clan aus dem Süden, die den Menschen feindlich gesinnt sind, pflegte der Kalturan-Clan eine freundschaftliche Beziehung zu uns. Eines Tages wurden die Orks jedoch von der Arkeum-Legion angegriffen und aus dem Karmesinwald vertrieben.
Nachdem die Orks des Kalturan-Clans vertrieben waren, versuchte der Widerstand den Karmesinwald zu besetzen, aber er war zur Heimat eines schrecklichen Monsters namens Morokai geworden. Die Ersten, die dem unheimlichen Wesen begegneten, sagten, es sei so groß wie ein Oger, so hässlich wie ein Ork und sein Geruch gleiche dem eines Zombies. Noch schlimmer ist, dass er sein Herz nicht innerhalb seines Körpers trug, sondern es vielmehr von einem Stab herunter baumelte, den er immer bei sich führte. Wäre ich der Kommandant gewesen, der den Bericht erhielt, hätte ich angenommen, die Soldaten litten unter Wahnvorstellungen, und hätte ihnen befohlen, wieder an die Arbeit zu gehen! Hauptmann DaVinci, der zu der Zeit ihr Anführer war, war viel klüger als ich. Der Widerstand von Laslan sorgte dafür, dass der Karmesinwald zum Sperrgebiet wurde, sodass keine Zivilisten ihn mehr betreten konnten.

Bestiarium der Monster Laslans – Band 3 2

Monster des Karmesinwalds (2)

Eines Tages fiel die Arkeum-Legion mit einer gewaltigen Operation in Laslan ein. Der Widerstand tat sein Bestes, um Laslan zu verteidigen, und die Arkeum-Legion wurde in den Norden der Ruinen von Turayne getrieben. Als sie sich gerade zum Sieger erklären wollte, sagte einer der Bauern, dass sein Kind verschwunden sei. Das Kind und seine Freunde verirrten sich und liefen in den Karmesinwald.
Obwohl sie das Leben Zahlloser für einige wenige Kinder aufs Spiel setzten, waren Hauptmann DaVinci und seine Untergebenen mutig genug, zu ihren Waffen zu greifen und in den Karmesinwald vorzudringen. Sie erkundeten das Gebiet und retteten die drei Kinder, die in Morokais Nest gefangen waren. Doch was sie dort sahen, schockierte die Mitglieder des Widerstands zutiefst.

„Da müssen mehr als tausend Spinnen gewesen sein und sie waren alle mit Spinnweben bedeckt. Von den Eiern ganz zu schweigen. Da waren überall Eier. Sie füllten die gesamte, riesige Höhle aus.“

Ich dachte, er übertreibt vielleicht, aber einer der Soldaten des Widerstands, der neben uns saß, nickte nur mit ernstem Gesicht. Dies war eine berühmte Geschichte unter den Widerstandskämpfern von Laslan. Nach der Rettung der Kinder befahl DaVinci den Soldaten, alles in der Höhle niederzubrennen, und das Spinnennest wurde zerstört. Doch hier endet die Geschichte noch nicht. Die Soldaten des Widerstands sagten, dass sie einen schrecklichen Schrei hörten. Etwas derartiges hatten sie noch nie zuvor vernommen. Jemand kreischte: „Meine Kleinen! Meine Kleinen!“

„Wer sonst hätte es sein können? Es musste Morokai sein! Das schreckliche Monster kümmerte sich um diese Spinnen!“

Bestiarium der Monster Laslans – Band 3 3

Monster des Karmesinwalds (3)

Die Geschichte war wirklich kaum zu glauben. Der Karmesinwald wurde wieder zum Sperrgebiet erklärt. Obwohl niemand versuchte, in den Wald zu gehen, musste ich meiner Neugierde einfach nachgeben. Ich ging zur Wache und bat sie, mich nur einen Blick auf Morokai werfen zu lassen. Nachdem ich ihnen lange genug auf die Nerven gegangen war, ließen sie mich schließlich eines ihrer Ferngläser ausleihen, sodass ich Morokai aus der Ferne beobachten konnte.
Was mich am meisten schockierte, war die Tatsache, dass die Gerüchte, die ich gehört hatte, allesamt der Wahrheit entsprachen. Nichts davon war eine Übertreibung. Sogar jetzt, da ich diese Worte zu Papier bringe, befürchte ich, dass mir dieses Monster heute Nacht in meinen Albträumen begegnen wird. Aus seinem Rücken ragten riesige Spinnenbeine. Wenn man genau hinsah, erkannte man, dass diese Beine zu zwei gigantischen Spinnen gehörten, die Morokai mit sich trug. Während er durch den Wald lief, streichelte er die Spinnenbeine mit seiner schwächlichen, verrotteten Hand. In der anderen hielt er mit festem Griff einen Stab. Und ja, an diesem Stab hing sein schreckliches, schlagendes Herz.

Nachdem mir dieser abscheuliche Anblick zuteil geworden war, warf ich das Fernglas fort und erbrach mein Frühstück. Ich überlegte hin und her, ob ich überhaupt über dieses abscheuliche, widerliche Schauspiel schreiben sollte. Mein Ziel ist es jedoch, alles, ohne Ausnahme, über jede Kreatur, die existiert, aufzuzeichnen. Deshalb traf ich schweren Herzens die Entscheidung, das Gesehene zu Papier zu bringen. Falls es ahnungslose Abenteurer gibt, die es wagen wollen, den Karmesinwald zu betreten, hoffe ich wirklich, dass sie diese Aufzeichnungen sehen und es sich noch einmal überlegen.

exitlag


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Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)
Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)
Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)