ID: 1257228342
Erinnerungen einer alten Dienstmagd
icon Kodex-Aufgabe
Type: Sammlung
Kategorie: Nahe dem Purpur-Anwesen

Erinnerungen einer alten Dienstmagd 1

Heute bin ich eine alte Frau, alt genug, um den Lauf der Welt zu kennen, aber mir läuft es immer noch kalt den Rücken runter, wenn ich an diesen schrecklichen Tag denke. Ich war gerade einmal vierzehn Jahre alt, als meine mittellose Familie mich zum Purpur-Anwesen schickte, um dort als Hausmädchen zu arbeiten. Ich war zu mager und klein und die Haushälterin Millar meinte, sie wolle mich nur aufnehmen, wenn ich mich bereit erklärte, für die Hälfte des Lohns zu arbeiten.

Natürlich stimmte ich zu und Millar gab mir eine Liste von Anweisungen für meine neue Tätigkeit. Reinlich zu sein, nicht mit dem Meister zu sprechen, es sei denn, es wurde mir befohlen, nicht mit Außenstehenden über die Geschehnisse auf dem Anwesen zu reden und dergleichen mehr. Sie befahl mir auch, niemals in die Nähe des Kellers zu gehen.

Ich wagte nicht, die Haushälterin nach dem Warum zu fragen, aber andere Dienstmägde tischten mir merkwürdige Geschichten auf: dass nachts monströse Geräusche aus dem Keller zu hören seien und dergleichen. Auch machten Gerüchte die Runde, die Purpurs wären gar keine gewöhnlichen Jäger gewesen, sondern Menschenjäger. Es waren ebenso schaurige wie fesselnde Geschichten und die Mägde liebten es, darüber zu plaudern.

Aber dann übertrat eine von ihnen die rote Linie. Eine ebenso tapfere wie naseweise Dienstmagd ging tatsächlich in den Keller, um den Gerüchten auf den Grund zu gehen. Doch Millar ertappte sie und sie wurde umgehend entlassen. Sie hatte nicht einmal die Chance, Abschied zu nehmen. Die Mägde hörten auf, über den Keller zu schwätzen. Ich ging direkt zu Bett, als mein Tagwerk vollbracht war.

An jenem Tag ging ich zum Glockenturm-Dorf, um eine Besorgungen zu erledigen. Als ich dort ankam, vernahm ich einen Schrei. Ich traute meinen Augen kaum: Ich sah die neugierige Magd, jene, die man entlassen hatte. Und sie sah wie ein Monster aus. Und nicht nur sie. Es gab auch andere Monster, allesamt aus dem Purpur-Anwesen. Sie fielen über die Dorfbewohner her und rissen sie in Stücke. Dann erwachten die Toten wieder zum Leben und begannen, weitere Opfer zu fordern. Ich floh nach Herba und überlebte, doch was ich an jenem Tage sah, brannte sich in mein Gedächtnis.

Ich wünschte, ich wäre an jenem Tag nicht in das Dorf gegangen. Ich bin froh, dass ich weder mutig noch neugierig genug gewesen war, in den Keller zu gehen. Und ich bin dankbar, dass es nicht ich war, die sich in ein furchtbares Monster verwandelt hatte ...

exitlag


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Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)
Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)