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Kodex-Aufgabe Type: Sammlung Kategorie: Nahe Burg Felswacht |
Tag 1
Ich bin endlich im Tempel von Sylaveth angekommen. Vor genau einem Monat bin ich Meister Alaister auf dieser Reise gefolgt. Der Tempel ist wirklich riesig und so was von düster! Jeder hier läuft mit in seiner Robe vergrabenem Gesicht herum. Ich wurde der Bruderschaft des Friedens zugeteilt. Mein Meister sagt, dass ich von ihren Mitgliedern etwas über geheimnisvolle Lehren und Magie lernen werde. Die Menschen hier wirken ruhig und ernst, aber irgendwie gefällt es mir, sie ruhig an ihren eigenen Dingen arbeiten zu sehen. Dank meines Meisters kann ich mein altes Leben auf dem Bauernhof und die Prügel meines trinkfreudigen Vaters hinter mir lassen. Ich bin ihm so dankbar dafür. Tag 5
Zwei Tage sind vergangen, seit der Meister fort ist. Ich gewöhne mich langsam an den widerlichen (und leicht blutigen) Fleischbrei. Ich habe gestern angefangen, alte Schriftzeichen von einem neuen Meister zu lernen, und ich bete und meditiere weiterhin zur festgelegten Zeit. Geredet wird hier nur selten, deshalb fühle ich mich etwas einsam, aber mein Geist und meine Gedanken werden klarer. Dem Buch zufolge ist alles durch und mit dem Tod verbunden. Sylaveth wacht über die ewige Ruhe des Todes und eines Tages werden Tod und Leben vereint sein. Heute habe ich mich mit einem Freund namens Rupert getroffen. Er sagt, dass noch kein Jahr vergangen sei, seit er hergekommen ist. Er erzählte mir, dass neue Priester einmal im Jahr eine Aufstiegszeremonie durchliefen, die „Erleuchtung der Stille“ genannt werde. Tag 50
Beim Meditieren machte ich heute eine seltsame Erfahrung. Ich fühlte mich, als wäre ich mit einem wundersamen Wesen eins geworden, das in der Luft schwebte. Es dauerte nur einen flüchtigen Augenblick, aber es war so intensiv, dass ich immer wieder daran denken musste. Das muss eine besondere Offenbarung von Sylaveth sein. Rupert meint, er habe vor ein paar Monaten eine ähnliche Erfahrung gemacht. Ich war ein bisschen enttäuscht, das zu hören. Er ist ganz aufgeregt wegen des Rituals der Erleuchtung der Stille in ein paar Tagen. Tag 53
Ich muss mich bei meinem Vater bedanken. Durch die Erinnerung an ihn habe ich das Gefühl, die Worte der sylavischen Schriften endlich wahrhaftig zu verstehen. Vergebung oder spirituelle Liebe, die edel erscheinen, sind Täuschung. Rache an denen, die mich quälen, ist das wahre Licht, das die Welt erhellt. Es scheint, je mehr ich die Lehren studiere, desto mehr erkenne ich, wie die Welt dort draußen funktioniert. Ich spüre, wie die schwere Last auf meinen Schultern nachlässt und meine Seele frei wird. Tag 206
Wohl dank meiner harten Arbeit habe ich die ehrenvolle Aufgabe bekommen, alte Dokumente in der Bibliothek zu transkribieren. Es heißt, die alten Dokumente enthielten die Weisheit dieses Zeitalters und sie seien der Schlüssel zur Lösung der Geheimnisse des Universums. Ich würde mich zwar gern mit meinem Glück brüsten ... aber ich habe Rupert schon eine Weile nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Tage vergangen sind.
Ich habe Rupert gefunden. Ich habe gegen die Regeln verstoßen und bin ins verbotene Areal gegangen und da war er ... willenlos umher schlurfend wie eine lebendige Leiche. Jetzt ist klar, dass das Ritual Menschen zu seelenlosen Sklaven macht. Es waren so viele. So schrecklich viele Blutsauger wie Rupert. Unheimlich. Mein Herz droht, zu explodieren. Dieser Tempel ist ein Ort des Wahnsinns! Verdammt noch mal! Ich hätte es besser wissen müssen, als dieser Trunkenbold Geld dafür haben wollte, mich hierher zu schicken! Ich muss um jeden Preis lebend hier rauskommen ... koste es, was es wolle! |