Der Elementargeist des Lichts, Shiky, war von vollkommener Reinheit.

Auf meinen Reisen durch Talandre stieß ich eher zufällig auf den Tempel der Wahrheit, der bis dahin jahrhundertelang nur für eine Legende gehalten worden war. Erst das Fluten des Sees hatte den verborgenen Eingang zum Tempel freigelegt.

Als ich mich im Tempel umsah, stieß ich auf einen kollabierten, kleinen, Elementargeist des Lichts. Es war ein seltener Elementargeist, der durch uralte Elfenmagie erschaffen worden war. Ich hatte Mitleid mit dem im Sterben liegenden Elementar und wandte mehrere Wochen lang meine eigene Kraft auf, damit er vollständig genesen konnte.

Nach seiner Genesung folgte mir der Geist, als wäre ich sein Vater. Ich nannte ihn Shiky, denn so nannten die Elfen die Elementargeister des Lichts in den alten Legenden. Und ich gab ihm meine Liebe.

Bald begann Shiky, den Tempel wieder aufzubauen. Er befehligte auch die Steingolems, als sei es seine Aufgabe, den Tempel zu beschützen. Ich war ziemlich stolz auf ihn.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nichts von der Tragödie, die uns noch bevorstehen würde. Rückblickend war es freilich keine gute Idee, ihn Shiky zu nennen, denn wie die Shiky in der Legende, wurde auch er zum Dunkel-Elementar, zum Shaikal.

Ich betrat den Tempel wie üblich und bemerkte jedoch sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Steingolems waren von dunkler Magie verseucht und von Shiky fand sich keine Spur. Also spürte ich ihm mit meiner Suchformel nach.

Nach mehrtägiger Verfolgung kam ich schließlich in der Einöde an einer Diabolika-Kluft an, hatte mich aber hoffnungslos verirrt. Da hörte ich jemanden schreien wie am Spieß. Ich ging den Schreien nach und fand ein Dunkel-Elementar, in Ketten gelegt und voller Mordlust.

Es war Shiky. Das wusste ich sofort.

Schattenbeschwörer des Ordens von Sylaveth hatten Shiky eingekreist, flößten ihm dunkle Magie ein und hatten ihn in einen Shaikal verwandelt.

Die plötzliche Flut von Gefühlen überwältigte mich und meine Augen füllten sich mit Tränen, die mir die Sicht nahmen. Ich hätte weglaufen sollen, aber ehe ich’s mich versah, lief ich stattdessen sogar auf den Shaikal zu. Als ich aufwachte, starrte mich der Shaikal an. Erkannte er mich ...? Als ich meine Hand ausstreckte, verfiel er wieder in Raserei.

Ich weiß nicht, wie ich wieder nach Hause gekommen bin. Aber ich dachte ein paar Tage nach und fertigte dann zwei Amitoi für den Shaikal an. Das eine stellte den alten Shiky dar, das andere den Shaikal. Bei Sonnenaufgang schaue ich wieder bei dem Shaikal vorbei und schenke sie ihm. Hoffentlich versteht er, was ich fühle ...

Wenn ich daran denke, was die Anhänger Sylaveths mit Shiky gemacht haben, nachdem sie ihn entführt hatten – ihn mit pervertierter Magie zu foltern –, koche ich immer noch vor Wut.