Lieber Vater,
wie ist es dir ergangen? Ich bin es, dein Sohn Henry. Heute fühlte ich mich sehr gut und voller Energie. Von Krankheit fehlt jede Spur. Ich aß ein deftiges Mahl und unternahm mit meinem Kindermädchen Melanie einen Spaziergang. Ich opfere Blut und Schweiß, um meine Fähigkeiten im Schwertkampf zu verbessern. Ich werde immer stärker und stärker und ich hoffe fest darauf, dass man mich eines Tages als den stärksten Ritter in ganz Solisium feiern wird! Ich freue mich darauf, dich bald wiederzusehen. Ich habe dich lieb, Vater, und ich vermisse unsere Gespräche.
Dein Henry. PS: Hier ist ein Bild, das ich gemalt habe. Lieber Vater,
ich bin es, Henry. Bist du überrascht, einen Brief von mir zu erhalten? Ein Zauberer von Venelux reiste zum Reinlicht-Turm, um eine neue Formel zu erforschen, die es ermöglichen soll, Briefe mithilfe von Magie zu versenden. Er hat mir das Prinzip mehrere Stunden lang erklärt, doch wenn ich ehrlich sein soll, überstieg es meinen Intellekt bei Weitem. Wie dem auch sei, falls die Magie wirkt, sollte dich dieser Brief unverzüglich nach seiner Fertigstellung in der Fürstenresidenz von Kastleton erreichen. Der Zauberer sagte, dass er noch keine Formel für die Beantwortung entwickelt hätte. Sag mir also später Bescheid, ob dich der Brief wirklich wie vorgesehen erreicht hat. Mir geht es hier gut. Die Heiler kümmern sich mit großer Sorgfalt um mich und mein chronischer Husten ließ bereits wenige Tage nach meiner Ankunft nach. Der Reinlicht-Turm beherbergt so viele faszinierende magische Apparaturen. Selbst im Winter herrschen in meinem Quartier stets Frühlingstemperaturen. Die Heiler raten mir dazu, den Turm während des Winters nicht zu verlassen, da mich noch immer ein Fieber plagt ... Aber ich fühle mich überhaupt nicht krank und ich will einfach nur nach Hause. Ich übe und lerne noch immer jeden Tag, den ich hier bin. Es ist, wie du sagst, Vater! Im Reinlicht-Turm gibt es Bücher, so weit das Auge reicht! Die Zauberlehrlinge sind freundlich zu mir und erklären mir alles, was ich nicht verstehe. Angeblich gibt es in Venelux sogar noch mehr Bücher als hier. Ein Lehrling erzählte mir Geschichten von seinen Reisen durch Solisium. Es gibt wohl eine Wüste, in der Dämonen ihr Unwesen treiben, und einen Wald, in dem einst Elfen lebten. Wusstest du das, Vater? Diese Welt muss riesig sein, noch viel größer, als ich gedacht habe. Auch wenn Kastleton immer meine Heimat sein wird, möchte ich mich auf Abenteuer begeben und alle möglichen neuen Erfahrungen sammeln. Vielleicht werde ich dann stärker und entwickle mich zu einem so großartigen Fürsten wie du. Erinnerst du dich daran, wie ich in jungen Jahren manchmal Fieberträume von der Göttlichen Bestie Hamel hatte? Dann hast du immer gesagt: „Hamel erscheint nur denen, die später mal Fürsten werden. Vielleicht wächst du sogar zu einem legendären Helden heran.“ Damals hast du vermutlich nur Spaß gemacht, aber deine Worte haben mich wirklich ermutigt. Vater, es tut mir leid, dass ich dich mit meinen häufigen Erkrankungen enttäusche. Ich glaube nicht mehr, dass ich das Zeug zum Helden habe, aber ich werde weiterhin danach streben, zu einem Fürsten heranzuwachsen, dem die Menschen Vertrauen und Treue schenken, so wie du sagtest. Nächste Woche findet das Dämmerungsfeuerwerk in Kastleton statt, nicht wahr? Ich werde mit den Zauberern hier meine Wünsche niederschreiben und selbst ein Feuerwerk veranstalten. Ich werde mir wünschen, dass ich schnell wieder gesund werde, um bald nach Kastleton zurückkehren zu können. Nächstes Jahr werde ich größer und stärker und ich werde dir ein Sohn sein, auf den du stolz sein kannst. Ich hoffe, dich erreicht dieser Brief ... Der Zauberer hat mir voller Mitgefühl mehrere Male ausdrücklich versichert, dass sie auch wirklich ankommen. Ich höre an dieser Stelle erstmal auf. Ich hoffe, es geht dir gut, Vater.
In Liebe und voller Hochachtung dein Sohn Henry. |