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Kodex-Aufgabe Type: Sammlung Kategorie: Nahe dem Sumpf der Stille |
Von Sumpfhaien und Fröschen (1)
Verfasst von Flin Dextern
Der „Sumpf der Stille“ ist ein trostloser Ort, den die Katastrophe von vor Jahrtausenden getroffen hatte. Doch er wird seinem Namen nicht gerecht, denn es wimmelt dort von einer Vielzahl äußerst lebhafter Haie. Haie findet man normalerweise im Meer, aber diese Sumpfhaie hüpfen mit ihren Flossen durch den Schlamm, beinahe wie Kröten oder Frösche. Einer der Forscher (er zieht es vor, anonym zu bleiben), der diesen Ort schon lange untersucht, beschreibt den aktuellen Zustand des Sumpfes folgendermaßen:
„Es gibt so viele Theorien über die Entwicklung dieser Geschöpfe. Aber jede davon, die von ‚Anpassung‘ spricht, ist nichts als Gewäsch.“ Er meinte, Forschungen seien allesamt fehlgeschlagen, weil diese Theorien auf falschen Annahmen beruhten.
„Das Einzige, was Frösche und Haie in dem Gebiet gemein haben, sind ihre hohen Vermehrungsraten.“
Er behauptet, es handele sich bei diesen Veränderungen nicht um eine Anpassung, sondern um zufällige Ereignisse, die während der Generationen der Weitergabe eintraten. Als Beispiel dafür führte er Explosive Schlammhaie an.
„Wenn es wirklich eine Evolution gäbe, die dem Geschöpf selbst gewogen wäre, warum hätte dieser Hai dann zur Selbstmordmaschine degenerieren sollen? Es ist der Beweis, das auch eine Evolution letztlich nur das Ergebnis eines Zufalls ist.“
Allerdings stimmte er zu, dass die Kontamination in diesem Gebiet die Mutationen der Wesen beschleunigt. Und es sind diese endlosen Mutationen, die den Geschöpfen helfen könnten, in einer unwirtlichen Umgebung zu überleben. „Darum bin ich gegen eine Läuterung dieses Sumpfes.“
Als er mir das erklärte, war er sehr vorsichtig. Er schien besorgt, dass andere Forscher ihn hören könnten.
„Dieser Ort ist wie ein Labor, das uns die Götter geschenkt haben. Wo sonst können wir so viele mutierte Geschöpfe finden? Diesen Ort zu läutern, wäre ein Riesenverlust für Biologen, die Mutationen und die Evolution studieren.“
Aber viele Gelehrte tun ihr Bestes, um diesen Ort zu läutern, vor allem das Rote Erdpech. Gelehrte sind überzeugt, dass es Rotes Erdpech ist, das eine zentrale Rolle bei Kontamination und Mutationen spielt, wie sie sich auch in den Fröschen und Haien im Sumpf finden. Aber die Läuterung zieht sich hin, da wegen der Kontamination nur wenige Abenteurer dieses Gebiet besuchen. „Gibt es andere Forscher, die dir in deiner These zustimmen?“, fragte ich. Er schauderte. „Jeder, der der Läuterung widerspricht, wird als Schattenbeschwörer erachtet. Aber ein Gelehrter sollte sich nicht vor Fehlschlägen fürchten. Diese als Chance zu nutzen, etwas Neues zu erfahren, ist das einzig Vernünftige, was man als Gelehrter tun sollte, findest du nicht?“
Doch da mussten wir das Gespräch unterbrechen, weil andere Gelehrte zu uns kamen. Immer, wenn ich diesen Ort besuche, muss ich an diesen Gelehrten denken. Menschen sind Teil der Natur. Doch wer sollte unser Handeln als „natürlich“ und „unnatürlich“ bewerten? Vielleicht hält dieses Thema etwas bereit, über das wir nachdenken müssen. |