Ich kam in einem ärmlichen Dorf auf dem Land zur Welt, so arm, dass Familien kaum ihren Unterhalt bestreiten konnten, und ohne Land zum Bestellen und ohne Reisende, die durchkamen, mit denen man hätte Handel treiben können. Ich verließ es, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, doch ich fand keine ordentliche Anstellung, weil ich schüchtern und schmächtig war. Aus der Not heraus fing ich letztlich an, so zu tun, als sei ich Abenteurer, um Geld zu verdienen. Auch wenn ich mich so nannte, war ich doch nur Botenjunge, der für kleines Entgelt Laufarbeit verrichtete. Dann ging ich eines Tages bis nach Felswacht ... Dort änderte sich mein Leben.

Jeder weiß, dass Felswacht die Heimstatt des Braunen Glimmers ist. Man findet ihn in Felswacht überall unter der Erde, aber nicht jeder darf ihn einfach anrühren. Der erste Fürst von Felswacht übertrug das Recht auf den Abbau des Glimmers an die Steinmetzzunft, um eine Burg auf dem trostlosen Land zu bauen.

Das Sammeln des Braunen Glimmers ist nicht einfach. Die dort umherstreifenden Basilisken und Alraunen fressen ihn gern. Deshalb rekrutieren die Gilden und Bünde eifrig Abenteurer, die den Braunen Glimmer für sie beschafften.

Damals wusste ich noch nicht viel, aber zumindest wusste ich, dass Brauner Glimmer ein teures Erz ist. Ich wusste auch, dass für Abbauereignisse von Braunem Glimmer eine Menge Leute anreisen, um dadurch reich zu werden – oder zu sterben. Ich eilte zur Verlassenen Steinmetzstadt, in dem das Ereignis stattfand. Gewänne ich den Preis, wäre das gut, und wenn nicht, wäre es nicht von Bedeutung. Ich dachte, ich könnte dann zumindest ein Stück Braunen Glimmers stehlen, während Abenteurer aus aller Welt mit den Basilisken oder den Alraunen rangen. Eine einmalige Chance für einen ungeschickten, ungelernten Taugenichts wie mich.

Das Ereignis wurde gemeinsam von den privilegierten Steinmetzhäusern von Felswacht ausgerichtet. Ein Haus der Meißelsteinmetze, ein Haus der Hammersteinmetze, ein Haus der Axtsteinmetze und was war das letzte? Ah ja, Holz! Das Haus der Holzsteinmetze!

Um am Ereignis teilzunehmen, musste man sich in die Liste eines der Häuser eintragen. Ich trug mich beim nächstgelegenen Haus, dem Haus der Meißelsteinmetze, ein. Dann fing ich an, Braunen Glimmer zu sammeln. Nach einiger Zeit sagte der Leiter der Zunft, dass es eine besondere Belohnung für die Person von jeder Liste geben würde, die den meisten Braunen Glimmer sammelt.

Damit begann der eigentliche Wettbewerb. Leider gab es viele flinke Abenteurer auf der Liste des Hauses der Meißelsteinmetze. Es war für jemanden wie mich praktisch unmöglich, einen Preis zu ergattern. Also versuchte ich, das Haus mit der schwächsten Konkurrenz zu finden und stattdessen auf dessen Liste zu kommen. Es war schwer, ein Haus zu finden, weil alle dieselbe Strategie verfolgten wie ich. Dann geschah es: Ich vernahm die Warnung, dass plötzlich ein Grabräuber aufgetaucht sei. Rasch verbarg ich mich und wartete darauf, dass er verschwand. Mir war so bange, dass mir der Angstschweiß ausbrach.

Beim Blick auf die Zwischenergebnisse fiel mir ein Haus auf, das definitiv Nachteile durch die Grabräubern hatte. Ich rannte also eifrig und setzte meinen Namen auf die Liste jenes Hauses. Auf diese Weise hatte meinen Namen viele Male gelöscht und neu geschrieben. Als ich das letzte Mal die Liste wechselte, waren es nur noch 30 Sekunden bis zum Ende des Wettkampfs. Ich hatte reichlich Braunen Glimmer gesammelt und ich gab mein Bestes, so viel zusammenzubekommen wie möglich. Ich zitterte und war unfassbar nervös, als die Zeit ablief.

Nach den längsten 30 Sekunden meines Lebens rief der Zunftleiter die Namen der Gewinner auf. Überraschenderweise war auch ich darunter. Als ich eine Belohnung erhielt, von der ich nie zu träumen gewagt hatte, gingen mir Bilder all dessen, was ich erlitten hatte, durch den Kopf. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen.

Die überwältigende Erfahrung dieses Tages veränderte mich. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben Vertrauen in meine Fertigkeiten verspürt und nahm fortan an mehr Wettbwerben und allerlei Events teil – und ich gewann viele davon. Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass ich gut verdient hatte. Ich eröffnete ein kleines Geschäft auf Burg Felswacht damit und konnte schließlich mein wildes, aber doch sehr mühsames Leben als Abenteurer an den Nagel hängen.

Ich höre, dass das Event, mit dem meine Abenteurerkarriere begann, noch immer mit viel Elan durchgeführt wird. Ich empfehle allen, die das hier lesen, zumindest einmal im Leben zu versuchen, an diesem Event oder einem ähnlichen teilzunehmen. Ihr müsst es nicht übertreiben oder euch von Anfang an sehr belasten. Auch wenn ihr den Hauptpreis nicht gewinnt, sind die Belohnungen ziemlich gut – und ich spreche nicht nur vom Geld. Manchmal ist eine bessere Sicht aufs Leben schon genug.




(Dieser Artikel wurde mit Unterstützung der Steinmetzzunft von Felswacht herausgebracht.)