ID: 342169050
Brief eines Elfenzauberers
icon Kodex-Aufgabe
Type: Sammlung
Kategorie: Nahe dem Wald des Großen Baums

Brief eines Elfenzauberers 1

Meine liebe Marcella,

hallo, wie geht es Dir? Ich hoffe, Mercer und Uriel geht es auch gut? Seit ich das Haus verlassen habe, sind einhundertfünfzig Jahre vergangen, also müssen sie wohl ganz schön gewachsen sein. Wenn dieser Brief dich erreicht, weile ich auf einem Schlachtfeld. Doch keine Sorge: Ich werde heimkommen, sobald diese Schlacht vorbei ist. So viele Dinge sind in den letzten dreißig Jahren geschehen. Ich konnte es keinem anvertrauen, aber du hast dir meine Geschichten stets mit einem Lächeln angehört, also wollte ich es dir erzählen.

Als ich herkam, um die Menschen Magie zu lehren, traf ich einen zwölfjährigen Menschenjungen. Er hieß Horton. Er vermochte bereits, die Anwesenheit von Elementaren zu spüren, und verfügte über ein großes magisches Potenzial. Welche Freude es war, ihm zuzusehen, wie er perfekt die Beschwörungsformeln aufsagte, die ich ihm beigebracht hatte. Eines Tages kam es zu einem Erdrutsch. Horton bat mich, ihn Zauber zu lehren, mit denen er Felsen zermalmen konnte, damit er die Leute vor Steinschlägen bewahren konnte.

Brief eines Elfenzauberers 2

Ich war mir nicht sicher, ob er schon bereit war, so gefährliche Zaubersprüche zu erlernen, aber der Junge schien so aufrichtig. Also brachte ich ihm ein paar explosive Zaubersprüche bei. Im nächsten Jahr gab es eine Dürre, und Horton und ich mussten jagen, um Nahrung aufzutreiben. Horton erzählte mir, dass er alleine einen Hirsch jagen wollte, also erlaubte ich es. Nach ein paar Stunden ertönte eine Explosion. Ich machte mich in Hortons Richtung auf, und was ich sah ... war blankes Grauen.

Hunderte von Tierkadavern, in Stücke gerissen. Blut überall. Und Horton, triefend vor Blut, der grinsend inmitten des Gemetzels stand. Beinahe wie ... ein Dämon. Da begriff ich, dass der Junge ein Risiko darstellte. Nach langem Überlegen fasste ich einen Entschluss. Ich konnte nicht zulassen, dass meine Zaubersprüche die Welt zerstörten. Einige Tage später brachte ich Horton zu einer Klippe, fesselte ihn mit meiner Magie, und ließ ihn über dem Abgrund schweben.

Brief eines Elfenzauberers 3

Der Junge weinte: „Meister, bitte tut mir nicht weh. Ich schwöre, ich will diese Magie niemals wieder einsetzen! Nimm mir doch die Hände, wenn du willst!“ Ich zögerte. Ich brachte es einfach nicht übers Herz, den Jungen zu töten. Also musste er mir schwören, dass er niemals die Magie anwenden würde, die ich ihn gelehrt hatte, und ließ ihn ziehen. Ich wusste, dass das alles sinnlos war, aber ich konnte nichts tun. Einige Jahre später hatte der Menschenkönig den Elfen den Krieg erklärt. Wir waren solche Narren, den Menschen Magie beizubringen. Wir waren so ignorant, was ihre wahre Natur angeht.

Ich wurde zum Befehlshaber unserer Zaubererarmee ernannt und kämpfte in zwei Schlachten. Zum Glück war ich beide Male siegreich, aber es sieht düster für uns aus. Wir vernahmen sogar Kunde, dass die Menschen nun Dunkle Magie einsetzen. Gestern erhielt ich ein Schreiben vom Kommandanten unseres Feindes. Zu meiner Überraschung war sein Name Horton. In dem Schreiben hieß es, dass er jeden von uns mit der Dunklen Macht niedermetzeln würde, und dabei nichts anwenden würde, was ich ihn gelehrt hatte, so wie er einst gelobte ... Ich denke, nun bin ich bereit, ihn zu töten.

Brief eines Elfenzauberers 4

Morgen werde ich jener Tragödie ein Ende bereiten, die ich vor langer Zeit herbeigeführt habe. Ich erzähle dir mehr, wenn ich heimkomme. Du wirst dir alles anhören müssen, egal, wie langweilig, in Ordnung?

Dein treuster Freund, Leoneil

exitlag


Logge dich ein um zu kommentieren
Hinzugefügt von Kiriak (12-10-2024)
Hinzugefügt von Kiriak (12-10-2024)
Hinzugefügt von Kiriak (12-10-2024)
Hinzugefügt von Kiriak (12-10-2024)