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Das Märchen des Flussschiffers am Fluss Bamir
icon Kodex-Aufgabe
Type: Sammlung
Kategorie: Nahe dem Purpur-Anwesen

Das Märchen des Flussschiffers am Fluss Bamir 1

In der guten alten Zeit war ich oft mit dem Boot auf dem Fluss Bamir unterwegs. Meine Kunden waren überwiegend Bedienstete des Anwesens. Ich holte sie frühmorgens ab und brachte sie nach Herba. Nach dem Frühstück kamen sie wieder an Bord. Es spielte keine Rolle, wann ich vor Anker ging, ich hatte immer Kundschaft. Es waren eben die guten alten Zeiten. Ich spürte nicht mal den Muskelkater vom Rudern.

Die schick gekleideten, sauberen, eleganten Leute kamen meist vom Bercant-Anwesen. Ich sage das nicht, weil ich von dort stamme, aber diese Personen sind schon elegant zur Welt gekommen. Die Bercants waren eine allseits geschätzte Familie, die über Generationen in der Armee diente. Die Familie Purpur gehört zwar auch zum Adel, aber die Bercants hatten viel mehr Niveau. Familie Purpur konnte versuchen, was sie wollte, elegant waren sie nie, nicht einmal, wenn sie ihre schönsten Kleider trugen. Es schien auch immer ... irgendetwas faul mit denen zu sein. Immer wenn einer von denen mein erster oder letzter Kunde war, war der Tag irgendwie gelaufen. Also habe ich den Preis immer etwas erhöht, wenn einer von denen an Bord kam. Ich habe mir nicht viel dabei gedacht. Die beiden Familien hassten sich mit Inbrunst. Die ganze Region sympathisierte offen oder insgeheim mit der einen oder anderen Seite. Darum lag es irgendwie nah, daraus Geld zu schlagen. Aber dann kriegten die das spitz.

Eines Tages kam einer der Diener der Bercants an Bord und war vollkommen betrunken. Seltsamerweise hatte ich an diesem Tag nur wenig Kundschaft und es wahr sehr kühl draußen. Gerade als ich die Segel setzen wollte, rannte einer dieser Purpur-Soldaten wortlos meinem Schiff hinterher und sprang an Bord. Ich habe wie üblich nach dem höchsten Preis verlangt. Aber dieser Betrunkene redete immer weiter und war sich der Situation gar nicht bewusst.

„Herr Bootsmann! Ich weiß ja, dass du Haus Purpur hasst, aber wie kannst du sie nur das Doppelte zahlen lassen? Haha!“

Ich konnte den kalten, stechenden Blick des Soldaten spüren, der mein Herz durchbohrte. Wenn Blicke töten könnten, dann hätte seiner es geschafft. Und dann griff er plötzlich nach seinem Schwert. Ich stieß den betrunkenen Blödmann über Bord und sprang gleich hinterher. Ich ließ mein Schiff zurück und schwamm um mein Leben. Rückblickend frage ich mich, wie ich es überhaupt geschafft habe, gegen die Strömung zu schwimmen.

Mal so nebenbei, ich hoffe, du bist nicht einer vom Purpur-Anwesen.

exitlag


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Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)