ID: 344584373
Spurensucher für Vermisstenfälle
icon Kodex-Aufgabe
Type: Sammlung
Kategorie: Nahe Kastleton

Spurensucher für Vermisstenfälle 1

1. September

Bei der Untersuchung der Vermisstenfälle, die sich in letzter Zeit ereignet haben, wurde ein weiterer Fall auf einer nahe gelegenen Farm in Kastleton gemeldet. Bei der vermissten Person handelt es sich um einen Mann in den Vierzigern, der den Namen Markel trägt. Mit ihm habe ich noch vor einem Jahr in Kastleton einen Schluck getrunken.

Nach Angaben der Nachbarn ist er der Brotverdiener der Familie, er und seine Frau erwarten ein Kind und er ist ein gewöhnlicher Bauer ohne Feinde. Mit anderen Worten: Markel hat keinen Grund, zu verschwinden und seine Familie und seine Freunde zurückzulassen.

Als der Fall im Sande zu verlaufen drohte, fand ich etwas Überraschendes heraus: Seine Frau Emilin sagte mir, Markel stamme nicht aus Kastleton, sondern sei ursprünglich aus dem Dorf Güldenhub.

Kaum hatte sie das gesagt, hatte ich eine Art Déjà-vu und durchforstete sämtliche Aufzeichnungen zu den Vermisstenfällen. Alle anderen Vermissten stammen, genau wie Markel, ebenfalls aus Güldenhub.

Das könnte ein wichtiger Schlüssel sein, um den Fall zu lösen.

Menschen, die auf einmal verschwinden, und das Dorf Güldenhub ... Was ist der Zusammenhang?

Für den Moment ist alles, was ich tun kann, nach Güldenhub zu reisen und zu versuchen, es herauszufinden.

Spurensucher für Vermisstenfälle 2

13. Oktober

Ich machte mich also auf nach Güldenhub, um dort nach Hinweisen zu den Vermisstenfällen zu suchen. Ich folgte der Karte und erreichte das Dorf, das völlig verlassen war. Keine Menschenseele war im Dorf und ich fand lediglich unheimliche, leere Häuser vor.

Von meinem Scheitern entmutigt, machte ich mich auf den Rückweg und begegnete dabei im nahe gelegenen Gasthof einem reisenden Händler. Er bemerkte wohl, wie ich mich beim Wirt nach Güldenhub erkundigt hatte, ging vorsichtig auf mich zu und stellte sich als Grudran vor. Dann fing er an, eine lächerliche Geschichte über Güldenhub zu erzählen, in der er behauptete, dass vor einigen Jahren alle Einwohner wegen einer Hexe verschwunden seien.

Seiner Erzählung nach sei Güldenhub ein kleines, friedliches Dorf gewesen. Aber aus irgendeinem Grund habe Guyon Grobin, ein Mann der in der Gemeinde hohes Ansehen besaß, sein Dienstmädchen Circe beschuldigt, eine Hexe zu sein. Da die Familie Grobin seit Generationen einen einwandfreien Ruf hatte, glaubten ihm alle Dorfbewohner ausnahmslos.

Bald darauf wurde auf dem Dorfplatz ein Scheiterhaufen errichtet, um die Hexe zu verbrennen. Circe sollte auf dem Scheiterhaufen zu Asche verbrannt werden ... aber sie entkam irgendwie der Hinrichtung. Und kurz danach verschwanden alle Einwohner von Güldenhub über Nacht und die Leute spekulierten, dass Circe dafür verantwortlich war.

Ich versuchte, sein abergläubisches Gewäsch abzutun, aber Grudran schien fest an das zu glauben, was er erzählte. Er fuhr fort, dass Dalia, die als oberstes Dienstmädchen im Grobin-Haushalt arbeitete, mir einen detaillierteren Bericht über die Geschehnisse geben könne.

Ich weiß nicht, ob ich irgendwas davon glauben soll ... aber wenn Dalia aus Güldenhub stammt, könnte sie mir vielleicht mehr über die Vermissten erzählen.

Spurensucher für Vermisstenfälle 3

15. Oktober

Das Dorf, zu dem mir Grudran den Weg gewiesen hatte, war ein abgelegener Ort, ganz wie Güldenhub. Ich hatte das Glück, dort die besagte Frau namens Dalia zu treffen. Sie war alt, aber ihre Augen waren so strahlend wie die einer jungen Frau. Ich fragte sie direkt nach unserem Aufeinandertreffen nach Markel und den anderen Vermissten. Sie runzelte die Stirn, als habe sie etwas Unangenehmes gehört, erhob ihre Stimme und sagte: „Diese Schurken. Sie haben versucht, die arme Circe zu töten!“

Die Geschichte, die sie mir danach erzählte, war mehr als grausam. Dalia, die damals das oberste Dienstmädchen der Familie Grobin gewesen war, fand ein Dienstmädchen vor, das sich durch Erhängen das Leben genommen hatte. Sie war völlig außer sich, stellte aber in aller Eile ein neues Dienstmädchen ein – Circe. Ihr zufolge war Circe ein ruhiges und sanftes Mädchen. Dalia war stets besorgt gewesen, dass Circe allzu unschuldig und naiv war. Dann kam das unangenehme Gerücht über den Zweitgeborenen der Familie Grobin, Eimon, auf.

Ganz wie Dalia befürchtet hatte, wurde die junge Circe dazu gedrängt, Eimons Kind auszutragen. Da sie Eimon wirklich liebte, bekam sie das Kind heimlich, aber ihr Glück währte nicht lange.

Grobin wollte verhindern, dass im Dorf Gerüchte die Runde machten. Deshalb sähte er Zweifel an ihrem Ruf und beschuldigte sie, eine Hexe zu sein, um sie anklagen und beseitigen zu können. Die Dorfbewohner, die unter ihm arbeiteten, wussten, dass Circe unschuldig war, aber sie redeten ihm nach dem Mund, weil ihnen ihr Lebensunterhalt wichtiger war als das Leben einer unschuldigen Frau.

Dalia jedoch wollte nicht tatenlos zusehen, also schickte sie Circe und das Baby kurz zuvor heimlich mit einer Kutsche fort. Die Dorfbewohner verfolgten sie jedoch und ermordeten den Kutscher. Circe floh in den Karmesinwald und versteckte sich. Als Dalia davon hörte, folgte sie Circe in den Wald hinein ... doch sie fand nur noch den erkalteten Leichnam des Säuglings. Was aber ist mit Circe geschehen? Wo ist sie heute?

Spurensucher für Vermisstenfälle 4

1. November

Nachdem ich Circes Geschichte vernommen hatte, suchte ich den Karmesinwald auf, wo man sie zuletzt gesehen hatte. Meine Sorge war, dass Circe die Bewohner Güldenhubs entführt hatte, um Rache zu nehmen.

Natürlich kann ich nicht sicher wissen, dass Circe direkt mit den Vermisstenfällen in Verbindung steht, aber da alle Opfer sie beschuldigt hatten, eine Hexe zu sein, muss ich mich mit ihr treffen und sie befragen.

Der dichte Wald war bedrückend, als sei die Luft schwer vom Atem der Toten. Mit Erlaubnis des Soldaten des Widerstands, der den Karmesinwald bewachte, machte ich mich auf die Suche nach Spuren, die beweisen würden, dass Circe dort gewesen ist. Ich bezweifle, dass sie sich jetzt noch im Wald aufhält, aber ich nahm an, dass ich an dem Ort, an dem sie zuletzt gesehen wurde, zumindest einen kleinen Hinweis würde finden können.

Als ich so bis zum Einbruch der Dunkelheit im Wald umherwanderte, ließ mich ein plötzlicher Schauer aufblicken. Vor meinen Augen spielte sich etwas so Grauenvolles ab, dass meiner Kehle nicht einmal ein Schrei entrann.

Markel, der Vermisste von der Goldroggen-Farm, tauchte im Karmesinwald wie aus dem Nichts auf.

Nein, genauer gesagt war es nicht Markel, sondern ein Phantom, das ihm ähnelte. Meine Angst hielt nicht lange an, denn das Phantom griff mich an, als es mich erspähte. Ich wehrte es mit meinem Schwert ab und es verwandelte sich in einen blauen Geist und zog von dannen.

Der blaue Geist schwebte langsam in eine bestimmte Richtung, als habe er ein Ziel vor Augen. Ich zögerte einen Moment und beschloss dann, ihm zu folgen. Zwar kannte ich sein Ziel nicht, aber es fühlte sich an, als würde er mich zu dem führen, wonach ich suchte.

Spurensucher für Vermisstenfälle 5

2. November

Ich folgte dem blauen Geist in die tiefen des Waldes. Als ich aufblickte, befand sich unmittelbar vor mir der Abgrund von Syleus. Was könnte mich darin wohl erwarten? Circe, die geflohen war? Markel und die übrigen Vermissten? Doch was ich vorfand, war nicht menschlich. Es war das Phantom einer Hexe und es war voller Zorn und Rachsucht.

Als meine Augen das blutrünstige junge Phantom zum ersten Mal erblickten, war ich starr vor Angst. Doch dann hob es seine dürren Finger und deutete damit auf mich und die unterschiedlichsten Gefühle wirbelten in meinem Kopf durcheinander ...

Der Kummer darüber, von ihrem Geliebten verraten worden zu sein, die Wut über die falsche Beschuldigung und die Verbannung, die Verzweiflung über den Verlust ihres geliebten Kindes. Da endlich begriff ich, dass dieses Phantom niemand anders war als Circe persönlich.

„Bist du für die ganzen Vermisstenfälle verantwortlich?“

Ich ergriff zuerst das Wort, da ich um die Tragödien wusste, die sie ereilt hatten. Die Illusion, die sie mir kurz danach zeigte, enthüllte die ganze, traurige Geschichte.

Circe, die alles, was ihr lieb gewesen war, verloren hatte, suchte den Zauberer Syleus auf, um Hilfe für ihre Rache zu bekommen. Im Tausch gegen ihre ewige Unterwerfung erhielt sie ein verbotenes Buch, das ihr die Macht der Nekromantie verlieh, mit der sie alle Geister der Toten kontrollieren konnte. Mit dieser Macht nahm sie als rachsüchtiges Phantom all denen das Leben, die ihr Schaden zugefügt hatten. Obendrein saugte sie ihre Seelen aus, um ewige Rache zu nehmen.

Als sie kam, um ihre Rache zu nehmen, erschien Circe denen, die sie zuvor fälschlich beschuldigt hatten, also wirklich als Hexe. Nachdem die Illusion verblasst war und sie mir gezeigt hatte, was sie mich sehen lassen wollte, schickte sie mich aus dem Karmesinwald fort, anstatt meinem Leben ein Ende zu setzen. Warum verschonte sie mein Leben? Will sie, dass die Welt von ihrer Geschichte erfährt?

exitlag


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Hinzugefügt von Kiriak (7-10-2024)
Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)
Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)
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Hinzugefügt von Kiriak (8-10-2024)