Grünhaar-Goblins von Talandre

Gaius Cicerco

Vor langer Zeit verwüstete eine schwere Dürre die Urstella-Felder. Flüsse trockneten aus, Wälder verdorrten und das Wild floh in andere Regionen. Gorgon, der Häuptling des Weißhaar-Clans und schlauster Goblin unter den vier Häuptlingen, schlug einen Weg vor, wie man die knappen Ressourcen des Lands besser aufteilen könnte.

Man würde einen Wettkampf veranstalten, in dem Clan gegen Clan antritt. Der Verlierer am Ende müsste die Region verlassen, wodurch genügend Ressourcen für die verbleibenden Clans übrigblieben. Die hungrigen und durstigen Häuptlinge willigten ein.
Der Wettbewerb bestand aus dem Ausgraben von Pilzen. Der Clan, der die wenigsten Pilze fand, verliert und würde verbannt.

Einen ganzen Tag und eine Nacht lang buddelten die Goblins fieberhaft alles aus, um ihrem Clan zum Sieg zu verhelfen.

Der Rothaar-Clan verlor den Wettkampf und wurde verbannt. Häuptling Gorgon überließ ihnen die gesammelten Pilze, bevor er sie hinfortschickte. Jedoch stellte sich selbst mit einem Clan weniger keine Besserung ein und die Goblins litten weiter Hunger. Alsbald veranstaltete man einen weiteren Wettkampf.
Diesmal war es eine Wildschweinjagd. Alle Goblins wussten, dass man sich vor den Wildschweinen im Karmesinwald hüten sollte. Diese territorialen Bestien waren ein Grund, weshalb so viele Sammler, die in den Wald gingen, nie zurückkehrten. Wegen des Wettkampfs konnten die Goblins jedoch endlich einen Sieg gegen die wilden Bestien erringen. Der Schwarzhaar-Clan hatte allerdings nicht ganz so viel Glück. Die verbleibenden zwei Clans gaben dem unterlegenden Clan die Hälfte ihrer erlegten Wildschweine und verbannten ihn dann.
Nun blieben nur noch zwei Clans auf den Urstella-Feldern, doch selbst das reichte nicht. Sodann wurde ein letzter Wettkampf ausgerufen.

Der letzte Wettbewerb war ein Wettrennen zwischen dem Weißhaar-Clan und dem Grünhaar-Clan.

Gorgon, Häuptling des Weißhaar-Clans, schlug Kagar, dem Häuptling des Grünhaar-Clans vor, dass die beiden Häuptlinge um die Ehre ihrer Clans laufen sollten. Wer dieses Rennen gewann, sollte der große Sieger sein. Am Renntag feuerten alle Goblins ihre Häuptlinge an und hofften, dass ihr Oberhaupt den letzten Wettkampf gewann.

Als die Sonne unterging, kehrte Gorgon endlich wieder zurück und behauptete, Kagar hätte sich verirrt.
Die treuen Krieger des Grünhaar-Clans griffen zu ihren Waffen und machten sich auf die Suche nach ihrem Häuptling. Dabei ließen sie den Rest ihres Clans schutzlos zurück.

Sobald die Krieger weg waren, griffen Gorgon und seine Krieger den Grünhaar-Clan an. Alles war genauso gelaufen, wie er es geplant hatte.

Die überlebenden Goblins flohen nach Norden, doch der Oberpriester der Grünhaare wurde noch geschnappt und hingerichtet. Mit seinem letzten Atemzug spie er den Angreifern einen Fluch entgegen:

„Wenn die Sterne fallen, dann werdet ihr alle von den großen Leuten niedergemetzelt!“

Die Überlebenden des Grünhaar-Clans flohen von den Urstella-Feldern nach Norden und ließen sich in den Bergen nieder, die später als Talandre bekannt wurden.

Hunderte Jahre sind vergangen. Nun glaubt der Weiße Clan der Urstella-Felder, dass Gorgon ein weiser Held war, und verspottet die Opfer der Betrüger, nennt sie „Grünhaare“.
Grünhaar-Goblins in Talandre nennen andererseits die Betrüger „Weißhaare“, was in ihrer Gesellschaft wohl als schlimmste Beleidigung gilt.